Aiterhofen, den 07.03.2025
Auch in diesem Jahr fand die traditionelle Hegeschau der BJV Kreisgruppe Straubing in Zusammenarbeit mit der Unteren Jagdbehörde im Gasthaus Karpfinger in Aiterhofen statt. Zahlreiche Jägerinnen und Jäger, aber auch interessierte Gäste nutzten die Gelegenheit, sich über die jagdlichen Entwicklungen des vergangenen Jahres zu informieren. Die Veranstaltung wurde wie gewohnt von den Jagdhornbläsern der Kreisgruppe Straubing unter der Leitung von Maria Werth musikalisch eröffnet.
Stabilität der Wildbestände und hohe Bedeutung der Raubwildbejagung
Jagberater Martin Moll berichtete in seinem Vortrag, dass die Gesamtstrecke in der Kreisgruppe seit mehreren Jahren stabil bei etwa 9.000 Stück liegt (Jagdjahr 2024/25: 8.706). Die Strecke wird nach wie vor vom Niederwild dominiert, insbesondere in klassischen Niederwildrevieren. Die Bestände von Feldhasen, Fasanen und Wildenten bleiben auch im vergangenen Jagdjahr auf einem konstant niedrigen Niveau, mit Schwerpunkten der Hasen- und Fasanenstrecke in den Hegegemeinschaften Feldkirchen und Oberschneiding.
Besonders auffällig war die starke Zunahme der Raubwildstrecke: In den letzten zehn Jahren stieg die Zahl der erlegten Füchse, Dächse, Rabenkrähen und Elstern deutlich an. Moll betonte den klaren Zusammenhang zwischen intensiver Raubwildbejagung und stabileren Niederwildbeständen. Ein Beispiel aus dem Jagdrevier Feldkirchen verdeutlicht dies: Hier kamen überdurchschnittlich Füchse und Rabenkrähen zur Strecke, während die Strecke von Feldhasen und Fasanen auf 187 Stück stieg. Dies unterstreicht die wichtige Rolle der Prädatorenbejagung für den Erhalt der Niederwildbestände.
Rückgang der Schwarzwildstrecke und hohe Verkehrsunfallzahlen beim Rehwild
Ein deutlicher Einbruch zeigte sich bei der Schwarzwildstrecke: Diese sank von 468 auf 265 Stück (-43%). Besonders in den Revieren der Hegegemeinschaft Atting war eine starke Schwarzwildstrecke zu verzeichnen.
Das Rehwild befindet sich weiterhin auf einem konstant hohen Niveau (1.795 Stück), mit Schwerpunkt in den Hegegemeinschaften Leiblfing und Oberschneiding. Besonders hervorzuheben ist der hohe Anteil an Fallwild durch den Straßenverkehr: 26% der Strecke (467 Stück) wurden durch Verkehrsunfälle verursacht. Moll hob den damit verbundenen hohen Einsatz der Jäger hervor, die oft gerade nachts zu Unfallstellen gerufen werden.
Abschussplan erfüllt, aber weniger alte Böcke
Insgesamt wurden 434 Geweihe vorgelegt. Im Vergleich zum Vorjahr war ein leichter Rückgang der Geweihgewichte festzustellen, zudem wurden weniger ältere Böcke erlegt. Die stärksten Rehböcke des Jahres wogen 368g (Eigenjagdrevier (EJR) Fruhstorf, Hans-Jürgen Edelmann), 353g (Gemeinschaftsjagdrevier (GJR) Münster, Peter Fürst) und 343g (GJR Münster, Stefan Färber).
Fachvorträge zu Wildkrankheiten, Saatkrähen-Projekt und Forstschutz
Vorsitzender Markus Landsmann informierte über Neuerungen hinsichtlich des Abschussplans und betonte die Notwendigkeit eines guten Miteinanders zwischen Jägern, Landwirten, Revierinhabern und dem Forst. Zudem gab er Einblicke in das Pilotprojekt zur Saatkrähe, welches im Raum Straubing stattfinden wird.
Forstoberrat Rupert Peter (AELF) sprach über die Situation des Borkenkäfers. Zwar waren die Buchdruckerschäden 2024 insgesamt rückläufig, doch appellierte er an Waldbesitzer, befallenes Holz zeitnah zu entfernen. Ebenso präsentierte er die Ergebnisse des forstlichen Gutachtens 2024.
Dr. Josef Kitzinger des Veterinäramtes berichtete über die aktuelle Seuchensituation. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist bislang noch nicht in Bayern angekommen, befindet sich jedoch an der Grenze. Jäger mit Schweinehaltung werden zur besonderen Vorsicht aufgerufen. Auch die Bevölkerung ist aufgerufen, mitzuhelfen, die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest zu verhindern – insbesondere, indem keine Essensreste in der Natur entsorgt werden, da das Virus äußerst widerstandsfähig ist und über Wochen und sogar Monate in Lebensmitteln oder auf Oberflächen überleben kann. Weitere Themen waren die Blauzungenkrankheit, die Hasenpest (Tularämie) sowie die Aujeszkysche Krankheit, die auch für Jagdhunde gefährlich ist. Zudem steht den Jägern nun eine neue Trichinenuntersuchungsstelle direkt am Landratsamt Straubing-Bogen zur Verfügung.
Johann Lanzinger hob die enge und stets gute Zusammenarbeit zwischen der Unteren Jagdbehörde, dem Waffenrecht und den Jägern hervor. Er informierte zudem über die Möglichkeit des Bisam-Abschusses sowie die Aufnahme des Minks in das Jagdrecht mit einer ganzjährigen Jagdzeit. Ein weiteres Thema war die Digitalisierung der Streckenliste: Die meisten E-Mail-Adressen wurden bereits erfasst, doch Jäger, die ihre Adresse noch nicht hinterlegt haben, können sich weiterhin bei ihm melden. Abschließend kündigte er an, dass Informationen zur künftigen Abschussplanung bis Mitte April erfolgen wird und die entsprechenden Formblätter für den Rehabschuss an die Revierinhaber versendet werden.
Wertschätzende Grußworte der Ehrengäste
Die Ehrengäste betonten in ihren Grußworten die Bedeutung der Jagd für den Naturschutz und die Kulturlandschaft. Als stellvertretende Bürgermeisterin und somit Hausherrin des Abends, sprach Heike Kattler von der Jagd als einem „Pfeiler des Naturschutzes“.
Alois Rainer, MdB, richtete seinen Blick auf die zukünftige Entwicklung der Jagdpolitik und betonte, dass derzeit unklar sei, welche Änderungen die neue Bundesregierung vornehmen werde. Er sprach sich dafür aus, das Jagdrecht möglichst unangetastet zu lassen und im Waffenrecht keine unnötigen Verschärfungen vorzunehmen. Besonders hob er die bedeutende Rolle der Jäger bei der Wildunfallaufnahme hervor und bedankte sich ausdrücklich für deren Einsatz. Oftmals mitten in der Nacht seien sie zur Stelle, um Wildunfälle zu regulieren und als verlässliche Ansprechpartner für Polizei und Verkehrsteilnehmer zu agieren. ‚Ihr seid die Naturschützer unserer Region, die nicht nur über theoretisches Wissen verfügen, sondern aktiv mit der Natur und den Wildbeständen arbeiten‘, betonte Rainer.
Josef Zellmeier, MdL, hob in seinem Grußwort hervor, dass Jäger in zahlreichen Bereichen über tiefgehendes Fachwissen verfügen, was die Vorträge des Abends eindrucksvoll bewiesen hätten. Gerade bei jagdrechtlichen Themen sei es unerlässlich, dass die Politik den Dialog mit den Jägern suche, da diese als Praktiker ein enormes Wissen mitbrächten. ‚Wir müssen miteinander reden – Jäger, Waldbesitzer und Landwirte sitzen schließlich im selben Boot‘, so Zellmeier. Besonders in der aktuellen Diskussion um das Jagdrecht sei es wichtig, praxisnahe Lösungen zu finden und die Expertise der Jägerschaft in Entscheidungsprozesse einfließen zu lassen.
Bernhard Krempl, stellvertretender Landrat, sprach den Jägerinnen und Jägern seinen ausdrücklichen Dank für ihr Engagement und ihre wertvolle Arbeit aus.
Franz Schreyer, Bezirksrat und BBV-Kreisobmann, betonte die enge und konstruktive Zusammenarbeit zwischen Jägern, Landwirten, Forst und Behörden. Diese funktioniere in der Region vorbildlich und sei wichtig für den Erhalt einer intakten Kulturlandschaft. Besonders hob er die Bedeutung des guten Informationsaustauschs hervor, sei es bei Wildkrankheiten, beim Forstlichen Gutachten oder bei gemeinsamen Projekten wie dem Pilotprojekt zur Saatkrähenregulierung, welches er in Straubing begrüßt.
Alois Lummer erinnerte daran, dass die schöne Landschaft auch der Arbeit der Jäger zu verdanken sei.
Zum Abschluss der Veranstaltung dankte Markus Landsmann allen Beteiligten, insbesondere der Hegegemeinschaft Straßkirchen für den Auf- und Abbau.
Er wies zudem auf das bevorstehende BJV-Jubiläum am 5. Oktober 2025 hin und wünschte allen ein vor allem unfallfreies Jagdjahr.

Vorsitzender Markus Landsmann, stellv. Vorsitzender Hans Kölnberger und Jagdberater Martin Moll mit den Ehrengästen sowie Referenten der Hegeschau 2025 und der Jagdhornbläser-Gruppe